Women for Women


Interview mit Helge Maren Hauptmann
Gründerin Maren Jewellery


29. Dezember 2022

Über Helge Maren Hauptmann
Nach einer 10 Jährigen Laufbahn in der Schmuckindustrie, zuletzt als Head of Design bei einem namenhaften deutschen Schmuckunternehmen, entschied sich Helge dazu ihrer Liebe zur Natur und der Leidenschaft für das Thema Nachhaltigkeit nachzugehen und dies in eigens entworfenen Schmuckstücken erlebbar zu machen.

Du hast deine eigene Firma Maren Jewellery im Jahr 2020 gegründet. Wie ist es dazu gekommen und warum hast du selbst gegründet?
Seit meinem 15. Lebensjahr kreiere ich bereits Schmuck. Später habe ich Schmuckdesign studiert und auch lange in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich mich sehr viel mit den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Zero Waste“ beschäftigt. So entstand das Bedürfnis diese Themen beruflich sowie im privaten zu vereinen. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ich eine nachhaltige Schmuckfirma mit einer eigenen Produktion in Deutschland aufbauen könnte. Die Idee war den Luxusgedanken mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Da ich dieses oder ein ähnliches Konzept bisher nicht gefunden habe, wollte ich es selbst probieren und mein eigenes Unternehmen gründen. Ich habe begonnen eine Produktionskette zu etablieren und geschaut wie ich Luxus und Nachhaltigkeit miteinander vereinen kann.

Wenn du Schmuckstücke kreierst, woher nimmst du deine Inspirationen? Wie lange dauert der Prozess von der Idee bis hin zum fertigen Design?

Meine Inspirationen nehme ich aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Bei Maren Jewellery nehme ich die Inspiration aus der Natur, weil dies sehr gut zu dem Thema Nachhaltigkeit und zu mir passt. Ich bin sehr gerne draußen in der Natur und am Meer. Das Meer hat meine „Memories of the Sea Kollektion“ inspiriert. Bei der „Sphere Kollektion“ wurde ich von unserem Planeten inspiriert.

Anschließend fange ich an Research zu dem jeweiligen Thema zu machen und überlege was zu dem Thema passen könnte. Dann erstelle ich Skizzen und designe anschließend das Schmuckstück in einem 3D Programm. Häufig werden von mir zwischendrin kleine Muster aus Messing gefertigt, bei denen ich mich mit der Form des Designs ausprobiere. Im Anschluss geht es in den ersten Entwurf und ich erstelle Muster um zu schauen, wie das Design aussieht und wie es am Körper wirkt. Ein Kollektionsprozess kann bis zu 6 Monate dauern, bis ich das fertige Schmuckstück in der Hand halte.
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„Maren Jewellery ermöglicht Luxus, der im Einklang mit der Natur steht.“ Du arbeitest nur mit recycelten Materialien. Warum hast du dich dafür entschieden

Ich habe mir von Anfang an darüber Gedanken gemacht, wie ich den Herstellungsprozess entwickeln möchte, damit dieser so nachhaltig wie möglich ist. Da ich mich schon sehr lange in der Schmuckindustrie aufhalte, kenne ich natürlich viele Insides. Unter anderem weiß ich wie Edelmetalle in Mienen abgebaut werden. Der Abbauprozess ist häufig undurchschaubar, die Natur wird zerstört und Menschen werden ausgebeutet. Teilweise werden Kinder für den Abbau des Rohstoffs oder der Herstellung des Schmucks ausgebeutet. Folglich wollte ich von Anfang an ausschließen, dass Natur, Mensch und Tier in Mitleidenschaft gezogen werden und habe entschieden Maren Jewellery von Beginn an so aufzubauen, dass wir keine Rohstoffe aus einer Miene verwenden.

Wir verwenden daher recycelte Metalle und im Labor gezüchtete Diamanten. Gold ist für den Recyclingprozess sehr interessant, weil es immer wieder verlustfrei recycelt werden kann. Auf der Welt ist sehr viel Gold, als Schmuckstück oder auch in Handys, im Umlauf.

Um nicht die Menschen zu vergessen, die für die Schmuckindustrie bisher Gold abgebaut haben, unterstützen wir mit 3% unseres Gewinns im Jahr die Earthbeat Foundation. Diese Organisation sorgt dafür, dass Personen, die vom Goldabbau leben oder gelebt haben, neue Einkommensquellen generieren können. Ich finde es gut, dass wir nicht nur uns gegen den Goldabbau in der Miene entscheiden, sondern auch den Menschen ermöglichen neue Einkommensquellen zu finden.
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Wie sieht der Prozess aus Gold oder Silber zu recyceln und wieder in den Kreislauf für ein Schmuckstück einzuführen?

Der Prozess ist sehr kompliziert und technisch bzw. chemisch. Wir haben hierfür eine Scheideanstalt in Pforzheim, die für uns das Gold recycelt. Die Firma arbeitet ausschließlich mit recycelten Materialien, dies ist nicht bei allen Scheideanstalten so. Viele vermischen das recycelte Gold mit dem neu aus einer Miene abgebauten Gold.

Hinzukommend verwertet die Scheideanstalt auch unsere Pfeilungsreste. Wenn wir ein Schmuckstück herstellen, fällt Material ab und geht zurück in den Recyclingkreislauf

Was fasziniert dich an Schmuckstücken? Mit welchen Materialien arbeitest du am liebsten und warum?

Schmuck gibt es länger als es Mode gibt. Der Schmuck ist etwas sehr Besonderes für Menschen und hat eine tiefere Bedeutung als nur das Schmuckstück an sich. Schmuckstücke stehen für die Liebe, für eine Freundschaft oder für einen ganz besonderen Moment im Leben einer Person und sind daher emotionale Erinnerungsstücke.

Die emotionale Bedeutung der Designs inspiriert mich sehr, vor allem wenn es darum geht Einzelstücke für eine Verlobung oder einen Ehering zu kreieren.

Ich arbeite am liebsten mit Gold, weil es sich sehr gut verarbeiten lässt. Gold hat für mich auch die schönste Farbe und ich trage es am liebsten (lach).

Hast du ein Lieblingsschmuckstück aus deiner eigenen Kollektion? Wenn ja, welches?

Mein Lieblingsschmuckstück variiert immer etwas. Neu kreierte Stücke trage ich am liebsten. Aktuell trage ich aus der „Sphere Kollektion“ den goldenen Cosmic Infinity und den Cosmic Dreams Ring.

Als Gründerin und Designerin fallen viele verschiedene Themen an. Wie ist dein Tagesablauf?

Mein Tag verläuft ganz unterschiedlich. Ich arbeite viel an Kollektionen, erstelle Designs oder arbeite in der Herstellung. Darüber hinaus gehe ich auf Kundenwünsche ein und mache Sonderanfertigungen. Ich arbeite an Mustern am Werkbrett oder an den schon genannten 3D Designs. Der gesamte Designprozess macht mir am meisten Spaß, weil ich Designerin bin. Darüber hinaus gibt es natürlich weitere Bereiche wie Marketing, PR und das Design der Website um die ich mich kümmere. Ich stimme mich mit meinen Freelancern ab und arbeite mit anderen Firmen zusammen.

Wie kleidest du dich am liebsten? Achtest du bei deiner Kleidung auch auf nachhaltige Materialien?

Ich trage sehr gerne Vintage Mode. Dies finde ich am nachhaltigsten. Ich suche dann nach sehr hochwertigen Stücken die ich über einen langen Zeitraum hinweg tragen kann. Außerdem trage ich gerne Stücke aus Kollektionen nachhaltiger Firmen. Eine Plattform auf der ich sehr gerne nach Outfits suche ist „The Wearness“ aus München. Dort ist nachhaltige und hochwertige Mode zu finden.

Unternehmen: Maren Jewellery

Bildmaterial: Annalena Duschl

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